Was ist nicht-territoriale Autonomie?

Nicht-territoriale Autonomie ist ein auf Kollektivrechten basierendes Konzept, um mit nationaler Vielfalt innerhalb eines Staates umzugehen. Dabei ist weder das staatsbürgerliche Individuum noch ein bestimmtes Gebiet Träger der Autonomie, sondern die als korporative Einheit verstandene Nation an sich. Alle Angehörigen einer Volksgruppe, ungeachtet wo sie im Land leben, bilden eine Kollektivkörperschaft mit eigenen Vertretungsorganen, die dann genau definierte Bereiche ihres nationalen Lebens autonom gestalten, etwa das Schulwesen. Da in diesem Fall die Zugehörigkeit zu einer nationalen Gruppe die Grundlage nationaler Rechte bildet und nicht der Wohnsitz innerhalb des Staatsgebiets, spricht man bei solchen Regelungen von nicht-territorialer Autonomie. Voraussetzung ist dabei notgedrungen die Zuordnung zu einem nationalen Kollektiv.

Während andere, häufiger angewandte Zugänge zum Schutz nationaler Minderheiten besser erforscht sind, setzt sich NTAutonomy zum Ziel, erstmals eine Geschichte der nicht-territorialen Autonomie sowohl in ihrer ideengeschichtlichen als auch in ihrer politikgeschichtlichen Dimension zu zeichnen. Dafür untersuchen wir die Ursprünge dieser Idee in der Habsburgermonarchie und schauen wie sie ihren Weg ins Mittel- und Osteuropa der Zwischenkriegszeit gefunden hat. Schließlich untersuchen wir in wie weit nicht-territoriale Autonomieformen bis heute im europäischen Minderheitenschutz diskutiert werden

 

Anpassungsfähigkeit einer Idee auf Reisen

Wir verstehen nicht-territoriale Autonomie als flexibles und übersetzbares Minderheitenschutzinstrument, das seit 150 Jahren auf verschlungenen Pfaden durch Europa reist. Einerseits wollen wir aufzeigen, wie und warum diese Idee zu unterschiedlichen Zeiten in unterschiedlichen Regionen Europas zirkulierte. Andererseits interessieren wir uns für den Reiseweg der Idee an sich. Dabei fokussieren wir sowohl auf die Veränderungen und Anpassungen als auch auf die Vermittler (Personen oder Texte) dieses Konzepts.